Mathias Wiese

Veruda bis Cres

 

Der erste Törn

Ich muss hervorheben, dass ich, obwohl original Hamburger, vom Segeln keinen blassen Schimmer hatte - ab dem 1.07.2005 änderte sich das dann langsam. Ich übernehme keine Gewähr für nautische Sachverhalte und Rechtschreibung. Ich möchte aber meine Erfahrung mit Interessierten auf dieser Seite teilen, ich habe auch fast alle Berichte vor meiner Reise geschmökert. 

Zugesagt hatte ich den Törn mit 3 eher flüchtigen bekannten und Kollegen bereits an einem grauen November Nachmittag 2004 im Büro, begeistert von den tollen Fotos aus Griechenland der Jungs vom Jahr vorher.

Die Anreise aus Frankfurt/Main nach Pula (Istrien) war schon das erste Abenteuer, denn ich hatte mich viel zu spät um Flüge gekümmert, so stand also eine Odyssee aus U-Bahn, S-Bahn, Flug nach Mailand, Flug nach Triest, Busfahrt nach Triest-Stadt, einer Achterbahn ähnlichen Busfahrt an der Küste entlang nach Pula und dem Gangster-Taxi zum Hotel an. Hat aber alles funktioniert. Die anderen (aus drei wurden nur zwei) kamen etwas entspannter mit einmal umsteigen an. Merke: Anreise nach Kroatien gut planen. 

Gut das wir ein Hotel gebucht hatten und noch einen Abend entspannen konnten, gut auch, dass es nur ein Abend bei der Anreise und einen bei der Abreise war, denn der sozialistische Charme der Hotel-Siedlung gegenüber der Marina Veruda konnte (meiner persönlichen Meinung nach) nur Leute begeistern, die in Neu-Perlach (M) oder St. Georg (HH) im 28 Stock im Plattenbau wohnen. 

Nach einem nächtlichen Zug durch die Gemeinde ging es dann am nächsten Morgen um 9 mit dem Taxi zur Marina Veruda. Für mich als Laien (zukünftige Abkürzung "L") erschien die Anlage als sehr professionell - auch die Verweigerung der vorzeitigen Übergabe der Yacht fiel mir eher positiv auf, sowie die gründlichen Reinigungsarbeiten an Bord der Schiffe.

 

 

Nachdem  die Übergabe vollzogen war und die abendlichen Gewitter vorbeigezogen waren, ging es zum bunkern der notwendigen Lebensmittel im Supermarkt der Marina. Preise waren für mich als L OK. Der Skipper hatte beschlossen die Nacht in der Marina zu bleiben (wegen dem Wetter) und am nächsten Morgen früh zu starten - Minuten später hatten wir schon "gefechstmässig" abgelegt und ich bekam die notwendige Sicherheitseinweisung 3 NM südlich von Pula - soviel zur dynamischen Etappenplanung, die mich als alten Flieger noch mehrfach überraschen würde.

Ach ja, nach ausführlichen Recherchen im WWW und einer längeren Beratung in der Apotheke hatte ich am Tag zuvor entschieden, keine Medikamente gegen Seekrankheit einzunehmen, obwohl unsere Einkäufe schwer Histamin lastig waren (soll Seekrankheit günstigen) Die Kühlschränke waren voll mit Wein, Bier, Tomaten und Thunfisch – alles Histamin pur. Auf dem Schiff war mir nie irgendwie komisch, dafür hat es immer an Land ordentlich geschaukelt :-)) Die Busfahrt nach Pula war dagegen grenzlastig.

 Wind war mit 2-3 o.k. und wir setzten zum ersten mal Segel, in die erste Bucht keine 5 NM entfernt sind wir dann mit Diesel eingelaufen und das Ziel "bloss leinen los" war erreicht. Während die anderen nach dem Essen in den Kojen der wirklichen für mich als L gigantisch wirkenden "Mare", eine Bavaria 47 Cruiser, mit 4 Kabinen, 2 Bädern, Küche, Salon und Navigationsstand (beeindruckend: UKW, Garmin GPS, Radar) verschwanden, genoss ich die 20 - 30 Meter Kreise um den Anker, bis ich in der Kapitänskajüte in dem riesigen Doppelbett verschwand.

 Am nächsten Morgen ging's nach dem üppigen Frühstück (Rühreier mit Speck gab's immer nur an Bord!) unter Segel nach Cres - so hatte ich mir Segeln vorgestellt.

In Cres legten wir im Stadthafen an und waren bis zum einlaufen der "Lady Ingeborg" die Chefs. Die "Lady" war eine gigantische Motoryacht mit Berufs-Besatzung, Garage usw.

Cres ist der Inbegriff Kroatiens für mich geworden, super romantischer Hafen, netter alter Ort, nette Leute und Gastronomie. Merke: Preise OK, im Hafen keine sanitären Einrichtungen, aber wirklich super Städtchen.

Am nächsten morgen war kroatisches Wetter, allerdings ohne einen hauch Wind, also ab zur blauen Grotte mit Diesel und Badetag. Am besten nicht unter dem Bimini-Top vorkommen - 40 Grad und nur Sonne. Abends noch mal nach Cres – weil es so nett war. Wieder gut gegessen.  Merke: Frühstück wie in Deutschland gibst anscheinend nur in Deutschland........Croissants waren das höchste der Gefühle an Land.

 

Dann sollte es weiter gehen, ich traute meinen Augen und Ohren kaum, als ich nach dem "sanften" wecken der Kameraden mit dem Bugstrahlruder unter meinem Bett (dies war wohl ein Spaß, brachte meinen Blutdruck innerhalb Sekunden auf 180 und natürlich jeden morgen) den Regen hörte.

 

Dann für mich als L die erste kleine Taufe, Wind 25 KN und Böen bis 28-29. Die Segelfläche verinngerten wir auf 1/2 und fuhren immer noch über 8 KN. Jetzt war mir als L auch klar geworden, 3 Man(n) Crew sind Minimum auf dem Dampfer. 2 - 3 Meter Wellen - Fotos gibt's wenige ;-) Dafür waren wir um 16 Uhr vor Osor am Kai fest und mussten uns noch bis 17:00 gedulden, bis die Brücke über die Landenge der Insel Cres beiseite geschwenkt wurde (jeden Tag um 8:00 und um 17:00). Von Süd nach Nord warteten etliche Yachten mit Vorfahrt, dann ging es mit reichlich Fahrt durch den 50 Meter langen und nur wenige Meter breiter als die "Mare" langen Kanal - die Menschenmenge am Kanalrand war genauso begeistert von diesem Spektakel wie ich.  

Im strömenden regen ging legten wir in Nezerine (noch 2 NM) im Stadthafen an. Merke: Auch sehr nett, Preise OK, unbedingt "Chameleon Bar" besuchen.

 

 

 

Next Day. Der Geheimtipp des Vercharterers "Novalja auf Pag - for young people" erwies sich als Flop. Die Überfahrt mit Diesel, keinen Platz im Hafen, Anker hielt nicht, also haben wir an einer gammelig aussehenden Gast-Boje festgemacht - nach etlichen Runden und Ankermanövern war an Landgang nicht mehr zu denken . Nudeln, Bier und Koje. Ordnungsgemäß habe ich dann noch als L die Instrumente beim schlafen gehen ausgeschaltet, leider auch den GPS Alarm der gegen Abdriften programmiert war........! Als die Sonne aufging waren wir noch fest an der Boje. 

Mit Segel (zum Teil richtig gut!) und Diesel gings dann nach Mali Losinj und wir wurden gegenüber der Hauptpromenade zwischen "Dauercampern" press eingewiesen. Merke: OK, muss aber nicht sein, sehr teuer und extrem Touri-mäßig.

Den letzten Abschnitt ging's dann los mit hohen Wellen und wenig Wind (wusste ich als L auch nicht das es so was gibt), dann kam er wieder richtig gut und wir kreuzten bis in eine Bucht vor Pula zum Baden und Dingi fahren - zwischen einer Unmenge großer und kleinere Yachten, die sich kaum über Lärm und Gestank freuten - aber der Außenborder des Dingi musste ja leer gefahren werden ;-)

Tanken, anlegen in der Marina Veruda (der Taucher wartete schon) und essen gehen war Routine, die Übergabe am nächsten Morgen professionell und fair. Ein Druckknopf vom Sprayhood war ausgerissen, aber das obligatorische Glas war intakt. 

Fazit (als L): Boot 1a, Marina 1a, Wetter gut, Preise i.O., Leute sehr nett (zum Teil slawisch kühl, aber freundlich), Land und Inseln 1a, Pula muss nicht sein. Bereits bei der 1ten Nachbesprechung auf der ("charmanten") Hotelterrasse - warum nicht wieder Kroatien. Ich denke die anderen beiden erfahrenen Segler würden aus nautischer Sicht den Törn und das Revier als gut bezeichnen.

Negativ ist mir aufgefallen, dass die ganzen "Naturliebhaber" rücksichtslos ALLE Abwässer in die schöne Adria pumpen - leider auch in den romantischen Häfen. Ob das bei alleine 400 Liter Frischwasser Vorrat sein muss???

Und als nettes Souvenir gab es einen Fahnenständer samt Deutschlandflagge der zwischen Cres und Pag im Meer dümpelte  - also sollte jemanden einen Vermissen - vergiss es!

Matthias Wiese